Bildergalerie - Mittelmeermonologe in Köngen - Zurück zur Übersicht



Das Theaterstück "Mittelmeermonologe" fand dank der Unterstützung der Gerhard-und-Christa-Maier Stiftung, des AK Asyl in Köngen und der Gemeinde in der Zehntscheuer statt. Aus zahlreichen Interviews mit Flüchtlingen, die sich für ihren Weg nach Europa in Booten über das Mittelmeer wagten, und Aktivist*innen, die für die Organisation Seawatch Menschen aus dem Meer retten, entstanden diese "Monologe". Vor einem sehr großen Publikum sprachen vier Schauspieler immer wieder abwechselnd aus der Perspektive zweier Flüchtlinge und zweier Aktivisten. Unterstützt von einer Cellistin und einer Sängerin berichten sie aus ihrem Leben und reißen die Zuhörer mit in verstörende Situationen, in denen immer wieder lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Befolge ich das Gesetz oder gehe ich Fußball spielen, obwohl es verboten ist? Versuche ich mein Land aufzubauen und zu verändern oder bleibe ich besser stumm? Lasse ich zu, dass meine Tochter beschnitten wird oder verlasse ich mit ihr dieses gefangene Leben? Soll ich mit meiner Familie in dieses Boot steigen und mein Haus zurücklassen? Sollen wir in dieses Boot steigen? Welches Boot sollen wir retten: das mit 50 oder mit 100 Personen an Bord? Wer hat mehr Chancen? Retten wir die Person im Wasser vor oder hinter unserem Boot? Während die eine gerettet wird - ertrinkt die andere.
Das Theaterstück beleuchtet eindringlich, dass der Weg von Geflüchteten nicht erst bei uns im Ausländeramt beginnt, sondern oft schon Tonnen von Wasser schwer oder tausende Kilometer weit ist. Dass es nicht nur Kriege braucht, um aus der Heimat fliehen zu müssen. Und wie wichtig es ist, dass es Menschen gibt, die ihre Not erkennen und sie unterstützen.
Denn manchmal wird aus den Monologen ein Dialog. Zwischen verzweifelten Menschen, die mit Aktivist*innen der Seenotrettung telefonieren. Wieder Entscheidungen: nach Süden? Nach Norden? Versuchen, im Wasser die Position zu halten? Kann ich euch überhaupt trauen? Der Ausruf des Aktivisten: „Wir lassen euch nicht allein!“ Dieser Ausruf, der in Wahrheit kein Versprechen ist, sondern Hoffnung geben soll - beiden Seiten.
Ein Theaterstück, das berührt und aufwühlt. Das einen wütend macht und sprachlos. Sprachlos, weil man denkt, dass es Dinge gibt, die ein einzelner Mensch doch gar nicht (er)tragen kann. Sprachlos über den unglaublichen Mut und Einsatz von Menschen, die für andere Menschen bereit sind, alles zu geben. Sprachlos beim Wissen, dass es genauso gerade jetzt passiert. Und ich möchte rufen: "Wir lassen euch nicht allein!" Aber auch hier ist dieser Ausruf kein Versprechen.
Der AK Asyl Köngen bedankt sich bei allen Beteiligten und für die zahlreichen Spenden!
Text von K. Mörchen, Foto von G. Roth